Die Stellenanzeige ist tot – es lebe die Stellenanzeige…
Wie heißt es so schön? Totgesagte leben länger. Das gilt auch für die Stellenanzeige. Schon vor Jahren wurde dem klassischen Jobinserat der Tod vorausgesagt. Doch nun steigt sie laut aktuellen Erhebungen auf wie der Phönix aus der Asche. Offenbar lebendiger als je zuvor. Woran liegt das?
Es ist unbestritten: Unternehmen, die heutzutage an Kandidaten herankommen wollen, müssen einiges dafür tun. Sie müssen auf die jungen Talente der Generationen Y und Z zugehen, und nicht mehr umgekehrt. Und richtig: Das Prinzip “Stellenanzeige schalten und abwarten” hat ausgedient. Nicht richtig ist dagegen, dass die Stellenanzeige damit am Aussterben wäre.
Nicht aufgeben und Stellenanzeigen schalten
Im Gegenteil ist sie bei der Online-Direktansprache von Kandidaten (Active Sourcing) sogar unverzichtbar geworden. Denn letztlich steht auf ihr alles, was der potenzielle Arbeitnehmer wissen muss und lässt sich wunderbar im Netz streuen. Auf Social Media Kanälen, auf der unternehmenseigenen Webseite, in Foren, in Businessnetzwerken und natürlich auf Stellenportalen oder Karriereportalen.
Voraussetzung für einen Recruiting Erfolg ist allerdings, dass Arbeitgeber ihre Stellenanzeigen ansprechend gestalten. Kein Mensch will mehr die einstigen Bleiwüsten von früher nach Informationen durchforsten. Pflicht ist: Ein übersichtliches und ansprechendes Design, das die Vorteile von Multimedia Elementen zu nutzen weiß und dem potenziellen Arbeitgeber alle Details rund um eine vakante Stelle so ansprechend präsentiert, dass dieser sich gar nicht lange fragen muss: “Will ich da hin?”
Stellenanzeigen schalten und schön gestalten
Was sollte eine optimale Stellenanzeige also mitbringen?
- Allem voran ein responsives Design: Die Stellenanzeige sollte auf Mobilgeräten abrufbar sein.
- Einbettung von Recruiting Videos.
- Gliedernde Elemente wie Reiter zu den Punkten: “Stellenbeschreibung”, “Über das Unternehmen”, “Voraussetzungen”, “Entwicklungschancen” etc.
- Ein eingebetteter Social-Media-Stream, der dem Bewerber die Chance gibt, aktuelle Informationen über ein Unternehmen einzusehen.
- Maßgeschneiderte Informationen für Bewerber, keine Plattitüden, sondern mehrwertige Informationen.
- Ein “Rückruf-Vereinbaren-Button” vereinfacht die Kontaktaufnahme des Kandidaten bei Rückfragen.
- Ein Bewerben-Button, der es Kandidaten ermöglicht, sich schnell und einfach mit ihrem Xing- oder LinkedIn-Profil zu bewerben: Die One-Click Bewerbung lässt grüßen!
- Bilder vom Unternehmen und von Mitarbeitern: Das schafft Nähe und erste authentische Einblicke ins Unternehmen.
Stellenanzeigen online aufgeben – aber richtig
Der Vorteil: Wer all diese Elemente im Stile einer “Mini-Homepage” in seine Stellenanzeige integriert, gibt Talenten keinen keinen Grund, die geschaltete Stellenanzeige bis zur endgültigen Bewerbung zu verlassen.
Der Kandidat hat alles auf einen Blick. Das ist echter Service gegenüber Bewerbern und gelebte Candidate Experience. Und damit sind auch die Sorgen, dass Stellenanzeigen ein Auslaufmodell im Recruiting sein könnten, Schnee von gestern.
Denn dass die Rekrutierung mit der klassischen Stellenanzeige keinesfalls an Reichweite verloren hat, wie es in den letzten Jahren so oft prognostiziert wurde, belegen diverse Erhebungen. Zum Beispiel untersucht die Universität Bamberg jährlich in einer Studie die aktuellen Trends im Recruiting.
Das Ergebnis ist eindeutig: Die Top 1.000 Unternehmen aus Deutschland veröffentlichen den größten Teil (90,2 Prozent) ihrer offenen Stellen per Stellenanzeige auf der eigenen Unternehmenswebseite. Sieben von zehn Vakanzen werden in Internet- Stellenbörsen ausgeschrieben. Damit ist es amtlich: Die Stellenanzeige hat nach wie vor mit Abstand die größte Bedeutung im Recruiting.
Die Studie belegt aber auch, dass eine Form der Stellenanzeige mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr wieder zu beleben ist. Geschaltete Jobinserate in Printmedien sind definitiv am aussterben. Hier wird nur noch etwa jede zehnte freie Stelle ausgeschrieben. Das ist aber auch schon alles und keinesfalls neu.
Stellenanzeigen schalten: Das WIE entscheidet
“Während beispielsweise die FAZ noch vor einigen Jahren samstags fast nur aus Stellenanzeigen bestand, finden sich da heute häufig nur noch wenige oder sogar nur eine Seite”, sagt auch Experte Henner Knabenreich in einem Interview mit Haufe.
Aber auch hier sei Vorsicht angeraten: “Es ist immer eine Frage des Mediums und der Zielgruppe und natürlich der Stellenanzeige selbst, ob das Ganze von Erfolg gekrönt ist oder nicht. So ist es zum Beispiel einem Pflege-Dienstleister aus dem Bergischen Land gelungen, mit einer gut platzierten und witzig getexteten Stellenanzeige den heiß begehrten Pflegefachkraftnachwuchs für seine Einrichtung zu gewinnen – inklusive bundesweiter Verbreitung in diversen Medien bis hin zu Bild online. Es kommt also wie so oft nicht darauf an, ob man etwas macht, sondern wie man etwas macht.”
Das mag zwar stimmen. Doch die allgemeine Tendenz geht eindeutig in Richtung Online-Stellenanzeige. So haben sich im Gegensatz zur Print-Variante die Anteile der über die beiden traditionellen Online-Kanäle ausgeschriebenen Vakanzen, also Unternehmenswebseite und Internet-Stellenbörsen wie StepStone, Jobware oder Monster.de, seit dem Jahr 2012 praktisch nicht verändert. Von wegen Sinkflug!
Die Vorteile der Stellenanzeige auf einen Blick
Im Prinzip ist dieses Ergebnis nicht weiter verwunderlich. Denn die Vorteile von Stellenanzeigen liegen auf der Hand:
- Die Reichweite geschalteter Stelleninserate erreicht durch die Vielzahl der Jobbörsen, die es inzwischen gibt, schnell eine kritische Menge – vor allem, wenn Arbeitgeber die Chance nutzen, die Jobinserate parallel gleich auf mehreren Karriereportalen zu schalten (Multiposting).
- Die Stellenanzeige ist ein von Bewerbern akzeptiertes Format: Die Stellenanzeige gibt es auch als Online-Version schon über ein Jahrzehnt, jedes Talent kennt sich mit ihr aus.
- Der große Vorteil der Stellenanzeige: Ist das Template einmal erstellt, lässt es sich mit Abwandlungen immer wieder benutzen.
Mit einem entsprechenden zeitgemäßen Inhalt, Layout und Design lassen sich frühere Schwächen der Stellenanzeige also leicht überwinden. Zwar gibt es nach wie vor Jobinserate, die so multimedial gestaltet sind wie eine Webseite aus der Internet-Gründerzeit: Nämlich gar nicht.
Arbeitgeber haben den Bogen mit den Stelleninserat noch nicht raus
Doch glücklicherweise stirbt diese langsam den Heldentod – Arbeitgeber erkennen offenbar nach und nach, dass sie mit der Zeit gehen müssen, wenn sie moderne High Potentials auf sich aufmerksam machen wollen.
In den Augen von Personalmarketing-Experte Henner Knabenreich haben Arbeitgeber hier allerdings viel zu lange die Augen verschlossen oder tun es nach wie vor: “(…) wenn man sich anschaut, was sich viele Arbeitgeber leisten, so muss man leider mehr als einmal entgeistert die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Die Stellenanzeige ist das meist und längst genutzte Instrument, wenn es darum geht, Jobs bekannt zu machen – branchen- und berufsgruppenübergreifend. Und das wird trotz Active Sourcing, Big Data und welchem Trend auch immer noch über Jahre so bleiben”, ist sich der Blogger sicher.
“Insofern sollte man da doch so langsam den Bogen raus haben, wie diese gestaltet sein sollten, oder? So lange es Arbeitgeber nämlich nicht schaffen, ihr eigentliches Basishandwerkszeug zu beherrschen, so lange müssen wir uns nicht auf neue Trends stürzen, von denen ohnehin der Großteil wieder fallen gelassen wird, weil ‘der ja eh nichts bringt’. Stichwort Social Media Personalmarketing und Facebook – Sie wissen schon…”
Abstruse Jobtitel mindern die Auffindbarkeit
Längst haben viele Jobbörsen oder Multiposting-Anbieter reagiert und bieten Unternehmen die entsprechenden Stellenanzeigen-Formate an. Daher ist die gezielte Auswahl des richtigen Anbieters und Dienstleisters beim Schalten von Stellenanzeigen also das A und O.
Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn auch die Unternehmen stehen in der Pflicht und müssen ihre Hausaufgaben machen. Das belegt eine Studie der Hochschule Rhein-Main unter Leitung von Professor Thorsten Petry und Henner Knabenreich, für die 1.000 Stellenanzeigen aus verschiedensten Berufsfeldern untersucht wurden.
Schaue man sich die Ergebnisse an, so verwundere es kaum, wenn Unternehmen mit ihren Stellenanzeigen nicht beim Bewerber punkten, konstatiert Knabenreich: “Teilweise ist allein schon die Auffindbarkeit durch abstruse Stellentitel gefährdet. Arbeitgeber-Benefits werden erst gar nicht benannt. Oder aber es wird die berühmte Eierlegende Wollmilchsau gesucht. Und natürlich nicht gefunden, weil sich Fach- und Personalabteilung wohl irgendwie nicht so richtig einig wurden, wen sie denn eigentlich suchen.”
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