Jobmobilität: Quo vadis Arbeitsmarkt?
Die Globalisierung schreitet voran und die Welt rückt zusammen. Insofern ist in geschalteten Stellenanzeigen vermehrt der Passus zu lesen, in dem eine gewisse “Jobmobilität” erwünscht ist. Auch internationale Stellenanzeigen, die Jobs im oder aus dem Ausland offerieren, sind im Kommen – weltweit. Wie es um die globale Jobmobilität jedoch tatsächlich bestellt ist, geht aus einer Studie von The Boston Consulting Group und der Jobbörse StepStone hervor. Die Ergebnisse und einige Interpretationsansätze im Überblick.
Generell wird der Stellenmarkt immer mobiler und flexibler und die Arbeitnehmer ziehen mit. Immerhin würden für eine Stelle im Ausland zwei Drittel der weltweit Befragten grundsätzlich ihr Zuhause verlassen. Eine stattliche Summe. Die Studienteilnehmer aus Deutschland beweisen hingegen eine etwas größere Zurückhaltung bei dem Thema Jobmobilität.
Hierzulande “würden weniger als die Hälfte der Arbeitskräfte für einen Job ins Ausland gehen”, wie The Boston Consulting Group (BCG), eine der weltweit führenden Strategieberatungen, und StepStone, eine der führenden deutschen Online-Jobbörsen, gemeinsam unter dem Titel “Decoding Global Talent” herausgefunden haben. Hierfür befragten Consulting Group und Jobbörse zwischen April und Juni 2014 mehr als 200.000 Arbeitskräfte aus 189 Ländern.
Die Ergebnisse der StepStone-Studie auf einen Blick:
- Knapp 64 Prozent aller 203.756 weltweit Befragten ziehen grundsätzlich in Betracht, für die passenden Stellenangebote ins Ausland zu gehen.
- In den USA, Großbritannien und Deutschland liegt die Bereitschaft dazu hingegen bei unter 50 Prozent.
- Die Deutschen reagieren vornehmlich auf geschaltete Anzeigen aus der Schweiz (37 Prozent), den USA (35 Prozent), Großbritannien (33 Prozent) und Österreich (31 Prozent).
- Deutschland gehört nach den USA, Großbritannien und Kanada zu den beliebtesten Arbeitgebern.
- Berlin liegt auf Rang sechs der beliebtesten Städte weltweit. Auf Rang eins findet sich London, gefolgt von New York und Paris.
“Die geografischen Grenzen der Arbeitsmärkte werden durchlässiger. Vor allem für die talentiertesten und am besten ausgebildeten Talente sind nationale Schranken längst gefallen”, sagt Rainer Strack, BCG Senior Partner und Co-Autor der Studie. “Der quasi grenzenlose globale Arbeitsmarkt eröffnet ungeahnte Möglichkeiten – für die Jobsuchenden, für die Staaten und für multinationale Konzerne, die schon jetzt Schwierigkeiten haben, auf nationaler Ebene geeignete Fachkräfte zu finden.” Stellenanzeige schalten und abwarten funktioniert hier schon lange nicht mehr.
Jobmobilität: Schon seit Jahren ein Thema!
Dass es wünschenswert wäre, wenn sich die Mobilität Jobsuchender erhöhen würde, ist schon länger ein Thema in der Politik. Die Jobbörse StepStone sowie die Boston Consulting Group untermauern mit der Studie einmal mehr, was die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bereits vor drei Jahren in einem Bericht zur Stellensuche im Ausland belegte.
László Andor, Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration sagte seinerzeit: “Mobile Arbeitnehmer gehen dahin, wo Jobs vorhanden sind. Daher möchte ich das Potenzial der Arbeitskräftemobilität bei der Ausbalancierung der unterschiedlichen Lage auf den Arbeitsmärkten in der EU betonen.”
Ganz in diesem Sinne bestätigen die Experten von der Boston Consulting Group (BCG) und der Jobbörse StepStone, dass “die Bereitschaft, im Ausland zu arbeiten, in wirtschaftlich wenig entwickelten Ländern” besonders hoch ist. Pakistan führt das Ranking an. “Etwa 97 Prozent der dort befragten Personen können sich vorstellen, für den Job ins Ausland zu ziehen. Doch auch führende Industrieländer in direkter Nachbarschaft zu Deutschland zeichnen sich durch hohe Jobmobilität aus: Frankreich gehört mit 94 Prozent zu den Top-5-Staaten, in denen Arbeitskräfte erwägen, auch im Ausland zu arbeiten. In der Schweiz können sich rund 77 Prozent vorstellen, für einen Job die Heimat zumindest auch vorübergehend zu verlassen – das sind 33 Prozentpunkte mehr als in Deutschland”, heißt es seitens der Jobbörse StepStone und BCG.
Woran liegt es, dass sich Deutschland im internationalen Vergleich deutlich weniger wechselwillig und mobil zeigt? Immerhin stattliche 20 Prozentpunkte liegt der Wert der deutschstämmigen Jobmobilität hinter dem internationalen Durchschnitt zurück. Die Antwort liegt klar auf der Hand. Auch wenn die BRD in der Vergangenheit immer wieder durch Wirtschaftskrisen gebeutelt wurde, bewiesen Politik, Wirtschaft und Arbeitgeber stets die Stärke, die Krisen zu meistern und ihre Bürger wieder sichereren Zeiten zuzuführen.
So ist es auch zu erklären, dass Deutschland ein umso beliebteres Einwanderungsland ist. Die Studie von StepStone und BCG belegt das: Insbesondere Arbeitskräfte aus südosteuropäischen Staaten wie beispielsweise Bosnien-Herzegowina oder Serbien zieht es nach Deutschland – 73 bzw. 64 Prozent der Arbeitnehmer aus diesen Ländern wären bereit, in Deutschland zu arbeiten, heißt es in der Erhebung.
Jobmobilität: Deutschland ist ein Arbeitskräftemagnet
“Deutschland ist ein Magnet für die internationalen Arbeitskräfte. Die stabile wirtschaftliche Situation, das große Angebot an freien Stellen auf dem Arbeitsmarkt und die guten Lebensbedingungen machen die Bundesrepublik zu einer guten Option sowohl für Arbeitnehmer als auch für hochqualifizierte Fachkräfte”, so Dr. Sebastian Dettmers, Geschäftsführer der Jobbörse StepStone Deutschland.
Bei der Studie fragten BCG und StepStone nach dem Ausschlag für die Wahl eines Arbeitsplatzes. Heraus kamen folgende Erkenntnisse:
- Gehalt oder die Übernahme von Verantwortung stehen nicht im Zentrum.
- Wichtiger sind Faktoren wie Weiterentwicklung, Wertschätzung der geleisteten Arbeit und ein gutes Verhältnis zu den Kollegen.
Carsten von der Linden, Principal bei The Boston Consulting Group und Co-Autor der StepStone-Studie kann Firmenlenkern daher nur eines raten: “Sie sollten Ihre Stärken als Arbeitgeber sowohl intern als auch extern klar herausstellen, um so zu verhindern, dass Ihre talentiertesten Mitarbeiter auswandern und nicht mehr zurückkehren. Man sollte alles daransetzen, auf der anderen Seite dieser Gleichung zu stehen.”
Employer Branding: Es gibt noch viel zu tun!
Hier kommt das Stichwort “Employer Branding” ins Spiel – der Aufbau einer eigenen und nachhaltigen Arbeitgebermarke. Eine Studie von Esch belegt ganz im Sinne von von der Linden, dass die Bedeutung des Employer Brandings in Zukunft weiter steigen wird. In diesem Punkt herrscht große Einigkeit unter den befragten Unternehmen. 70 Prozent erkennen hier schlummerndes Potenzial für die Personalbeschaffung. Doch noch befindet es sich in einer Art Winterschlaf, wie sich in der Erhebung ebenfalls abzeichnet. Zwar sind sich die Befragten in folgenden Punkten einig:
- Erfolgreiches Employer Branding führt zu einer gesteigerten Arbeitgeberattraktivität (69 Prozent) und zu einer erhöhten Passung (42 Prozent) und Qualität der Bewerber (54 Prozent).
- Somit erhöht sich nicht nur die Anzahl der Bewerbungen sowie der damit verbundene administrative Aufwand.
- Vielmehr senkt Employer Branding durch bessere Passung der Bewerber auch den Aufwand für das Recruiting.
- Gleichzeitig senken Reduktion der Fehlquoten und Fluktuationsquote die Folgekosten der Personalarbeit.
Doch wie so oft klaffen Theorie und Praxis auch hier weit auseinander. “Die reale Umsetzung im Prozess schöpft generell noch nicht das volle Potenzial aus”, heißt es in der Studie. “In der Strategiephase werden häufig Wettbewerbsanalyse oder Branchen-Benchmarks nicht mit einbezogen. Zudem erfolgt die Umsetzung des Strategiekonzept in konkrete HR-Programme oder differenzierende Employer Branding Aufritte nur selten. Die Erfolgsmessung des Employer Branding wird zudem stark vernachlässigt.“
Fazit: Für Deutschland als Arbeitgeber ist das Thema Jobmobilität eher aus der Perspektive von Bedeutung, Fachkräfte aus dem Ausland anzuheuern und die hiesigen Arbeitnehmer zu binden. Noch funktioniert das aufgrund der sozialen Absicherung, die das Land zu bieten hat, ganz gut. Doch auch Unternehmen müssen die richtigen Weichen stellen und sich als Arbeitgeber attraktiv aufstellen. Denn nur wer motivierte und zufriedene Mitarbeiter hat, kann langfristig dem Wettbewerb die Stirn bieten und trotz Fachkräftemangels zukunftsfähig bleiben. Zeit also, dass die Ressource Mensch stärker in den Fokus rückt.
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