Corona, Burnout & Co.: Mitarbeiter schützen in Krisenzeiten
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- Mitarbeiter sind aktuell zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Zusätzlich zu den oftmals stressigen beruflichen Herausforderungen werden sie nun auch noch mit Pandemien, dem Krieg in der Ukraine sowie der Sorge um den Klimaschutz konfrontiert. Als Arbeitgeber stellt sich daher derzeit die entscheidende Frage: Wie schütze ich meine Mitarbeiter? Wir haben die besten Tipps für Sie zusammengestellt.Dass psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch sind, ist inzwischen eine bekannte Tatsache. Wie sehr, das ist allerdings nur den Wenigsten wirklich bewusst. Die Auswertungen der Krankenkassen zeichnen ein besorgniserregendes Bild:
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- Auf 100 Versicherte kamen im Jahr 2021 laut einer DAK-Studie 265 Fehltage im Jahr.
- 75 Prozent der Angestellten sind zudem der Ansicht, dass sie psychische Unterstützung benötigen.
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Laut der KKH waren im ersten Halbjahr 2021 Angestellte im Durchschnitt sogar ganze 42,5 Tage krankgeschrieben. Zu den Gründen dafür zählten Depressionen, Angststörungen und Burnout. Auslöser seien neben den „altbekannten“ Themen wie Stress bei der Arbeit ebenso Faktoren wie die Corona bedingte Wirtschaftskrise, Sorgen um die Existenz, Unsicherheit und der generelle Eindruck, die Kontrolle zu verlieren.
Stressbedingt: Sinkende Arbeitsleistung und -effizienz
Angesichts dieser Entwicklung stellt sich natürlich auch für Arbeitgeber die entscheidende Frage, wie man das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter am Arbeitsplatz effektiv verbessern kann? Immerhin sind psychische Belastungen und allgemeine Sorgen und Ängste wesentliche Ursachen für Angespanntheit und Konzentrationsschwierigkeiten. Dies wiederum kann gravierende Auswirkungen auf das Arbeitsergebnis haben. Insofern sind die Arbeitgeber nun schon in eigenem Interesse gefordert, geeignete Maßnahmen zum Gesundheitsschutz ihrer Angestellten zu ergreifen.
Fürsorgepflicht des Arbeitgebers
Der Begriff der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers ist im BGB §618 Abs. 1 definiert. Hierin heißt es, dass ein Arbeitgeber gehalten ist, im Rahmen des Arbeitsverhältnisses für Leben und Gesundheit des Arbeitnehmers Sorge zu tragen. Dies bezieht sich nicht nur auf den Arbeitsschutz, sowie auf einen geeignet ausgestatteten Arbeitsplatz, sondern auch auf den Umgang miteinander in einem Unternehmen. Was weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass der Arbeitgeber auch in der Pflicht ist, wenn es um die psychische Gesundheit seiner Mitarbeiter geht. Dies umfasst die Wahrung der Persönlichkeitsrechte, Schutz vor Diskriminierung, Einschüchterung, Beleidigung und Mobbing sowie eine faire, wertschätzende Behandlung aller Mitarbeiter.
Wie schütze ich meine Mitarbeiter?
Egal, ob Stressfaktoren am Arbeitsplatz das Problem sind oder der Mitarbeiter sich wegen der momentanen Lage Sorgen macht und grübelt, Arbeitgeber haben Möglichkeiten, hier gegenzusteuern. Wer noch zögert, ob sich dieser Aufwand tatsächlich lohnt, sollte sich vor Augen führen, dass er letztlich im eigenen Interesse handelt. Angespannte Arbeitnehmer werden in der Regel weniger effizient sein und unterm Strich mehr Fehler machen. Die psychische Situation fordert eben ihren Tribut auf Dauer. Sich um deren Wohlbefinden zu kümmern und den Gesundheitsschutz zu optimieren, ist also eigentlich fast so etwas wie eine Win-Win-Situation.
Wie erkenne ich belastete Mitarbeiter?
Höchstwahrscheinlich sind Ihnen einige der typischen Anzeichen, die auf eine psychische Belastung hindeuten, bereits begegnet. Nehmen Sie sie künftig ernst! Es handelt sich um folgende Punkte:
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- Überempfindlichkeit
- Häufiges krank sein
- Abgelenktheit
- Viele Überstunden
- Nicht nein sagen können, wenn Aufgaben verteilt werden
- Wippen mit Füßen / Trommeln mit den Fingern
- Stimmungsschwankungen und Gefühlsausbrüche
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Wie schütze ich meine Mitarbeiter vor Corona?
Insbesondere die Corona-Pandemie war für viele Arbeitnehmer eine extrem schwere Zeit. Von jetzt auf gleich musste man sich mit einer Tätigkeit im Home-Office arrangieren. Allein und ohne den Austausch mit den Kollegen, Online-Konferenzen war kein wirklicher Ersatz für die direkte und persönliche Kommunikation „in echt“.
Hinzu kam die Belastung, der unzählige Eltern ausgesetzt waren, da die Betreuung durch Schulen oder Kindergärten wegbrach. Für sie war es ein echter Balanceakt, sich einerseits um die Kinder zu kümmern und auf der anderen Seite ihren Job in ungewohnter Form zu erledigen.
Zwar ist Corona inzwischen glücklicherweise „nur noch“ endemisch und nähert sich dem Verlauf anderer Viruserkrankungen an, dennoch ist von kompletter Entwarnung noch immer nicht die Rede. Verantwortungsbewusste Arbeitgeber sollten auch jetzt, nach dem Wegfall der ganzen Corona-Maßnahmen, weiter verstärkt auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter achten.
„Händewaschen wird allein nicht mehr reichen. Die aktuell an vielen Stellen eingeführten Hygienemaßnahmen sind wichtig, aber sie sind nur ein Teil der bereits bestehenden und nicht zu vernachlässigen Aufgaben im Gesundheitsschutz. Unternehmen sollten vor allem auch prüfen, wo Altbewährtes neu einzuordnen ist.“
Klaus Depner (Manager Health & Human Safety), Randstad Deutschland.
Wie entsteht Wohlbefinden am Arbeitsplatz?
Damit ein Mitarbeiter sich in seinem Job wohlfühlt, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Dabei geht es nicht darum, es ihm ständig recht zu machen oder etwas in der Art, vielmehr geht es um eine gewisse Form der Balance. Nämlich zwischen dem, was der Arbeitsplatz bzw. der Arbeitgeber bietet, sowie den individuellen Bedürfnissen, Erwartungen, Kenntnissen und Fähigkeiten des Mitarbeiters. Halten sich diese beiden Seiten die Waage, wird der Arbeitnehmer zufrieden sein und langfristig gute Arbeitsergebnisse abliefern. Im Klartext: Er ist weniger oft krank, ist produktiver und loyal dem Unternehmen gegenüber und ist darüber hinaus wesentlich engagierter und fester gebunden.
Konkret hat die American Psychological Association fünf Faktoren identifiziert, die für ein Wohlfühlen im Job entscheidend sind:
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- Gesundheit und Sicherheit
- Wertschätzung
- gute Work-Life-Balance
- Entwicklung der Mitarbeiter-Potenziale
- Mitarbeiter können sich einbringen
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Entscheidend ist somit, Stress so gut wie möglich zu minimieren und gleichzeitig auf die subjektiven Bedürfnisse des Arbeitnehmers einzugehen.
Wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter vor Burnout schützen
Um Ihre Mitarbeiter effektiv vor psychischen Belastungen und letztlich einem Burnout zu schützen, sollten Sie einige grundlegende Maßnahmen in Ihrem Unternehmen umsetzen. Das Positive dabei: Die meisten dieser Punkte werden nicht nur die psychische Gesundheit der Belegschaft verbessern, sondern gleichzeitig auch die Unternehmenskultur auf ein neues Level heben. Laut einer Umfrage von Heidrick & Struggles profitieren Unternehmen, die so vorgehen, zudem immens. Binnen drei Jahren ist ihr Wachstum doppelt so hoch wie das der Konkurrenz. Worauf kommt es genau an?
Tipp Nr. 1: Haben Sie ein offenes Ohr
Seien Sie offen für Gespräche. Signalisieren Sie Ihren Mitarbeitern gegenüber, dass Sie ein offenes Ohr für Sie haben und Ihnen ihre Gedanken und Probleme am Herzen liegen. Ein gutes Gespräch kann bei Sorgen und Ängsten ein wertvolles „Ventil“ sein, um die Anspannung loszuwerden. Sollte dies gerade nicht möglich sein, vermitteln Sie vielleicht ein Gespräch mit demjenigen, der in Ihrem Unternehmen für das Gesundheitsmanagement zuständig ist.
Tipp Nr. 2: Bleiben Sie flexibel
Merken Sie, dass Ihr Mitarbeiter eine kurze Auszeit für sich braucht? Äußert er vielleicht sogar direkt von sich aus, dass er gerne ein wenig Zeit für sich hätte? Idealerweise ermöglichen Sie ihm das, wenn sich dies mit den Arbeitsabläufen vereinbaren lässt. Vielleicht bestehen bei Ihnen bereits Optionen wie Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit. Oder käme eine Einführung infrage?
Tipp Nr. 3: Ermöglichen Sie wechselnde Arbeitsorte
Die Corona-Zeit hat gezeigt, dass auch ein Arbeiten im Home-Office eine gute Alternative ist. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Mitarbeiter, inwiefern ein Wechsel des Arbeitsortes für ihn eine Verbesserung darstellt. Ebenso denkbar: einige Tage in der Woche im Büro, der Rest im Home-Office. Zeigen Sie Möglichkeiten auf.
Tipp Nr. 4: Unterstützen Sie Mitarbeiter bei Krankheit oder Trennungen
Zeigen Sie sich empathisch. Halten Sie kranke Mitarbeiter weiter auf dem Laufenden und haben Sie Geduld, falls jemand gerade eine schwere Trennung durchmacht. Im Zweifelsfall vermitteln Sie ein Gespräch mit einem Coach bei solchen Problemen.
Tipp Nr. 5: Seien Sie wertschätzend
Lernen Sie, Ihren Mitarbeitern wertschätzend zu begegnen. Es kann sinnvoll sein, hier das eigene Wissen noch mal aufzufrischen. Bieten Sie regelmäßige Feedback-Gespräche an, in denen Sie positive Dinge und Leistungen hervorheben. Und achten Sie darauf, dass Jubiläen nicht einfach vergessen werden.
Tipp Nr. 6: Ermöglichen Sie Weiterbildung
Fordern Sie Ihre Mitarbeiter nicht nur, sondern fördern Sie sie auch! Persönliche Weiterentwicklung tut Menschen gut und ist ein wichtiger Faktor für Zufriedenheit. Organisieren Sie Seminare oder schicken Sie Ihre Angestellten zu Schulungen, damit sie sich weiterentwickeln können. Auch Online-Kurse sind eine Option.
Tipp Nr. 7: Lassen Sie Freiheiten
Kaum etwas ist so frustrierend wie das Wissen, keinen Entscheidungsfreiraum zu haben. Wenn möglich, sollten Sie Ihren Mitarbeitern die Chance geben, zu entscheiden, welche Aufgaben ihnen liegen und welche weniger. Berücksichtigen Sie dies. Lassen Sie bei Deadlines einen gewissen Spielraum.
Tipp Nr. 8: Bieten Sie Hilfen an
In einer Zeit, in der gefühlt alles unsicherer wird, ist Sicherheit ganz entscheidend. Setzen Sie ein Zeichen gegen die Angst, indem Sie Mitarbeitern gezielt Unterstützung anbieten, die aktuell existenzielle Sorgen haben. Prüfen Sie, ob die Möglichkeit besteht, betroffenen Mitarbeitern Vorschüsse zu geben. Legen Sie intern entsprechende Richtlinien fest, um bei Geldnot schnell agieren zu können.
Tipp Nr. 9: Zeigen Sie Flagge
Merken Sie, dass sich Ihre Mitarbeiter gerne sozial engagieren und so ein Zeichen setzen möchten? Unterstützen Sie diesen Wunsch möglichst. Prüfen Sie, ob es Mittel und Wege gibt, welche sinnvollen Aktionen für Ihre Mitarbeiter und Sie infrage kommen – von einer Spendensammlung bis hin zu aktiver Hilfe.
Tipp Nr. 10: Sensibilisieren Sie andere Führungskräfte
Führungskräfte stehen häufig selber unter großem Druck und verlieren dann schnell mal die Sorgen und Nöte ihrer Mitarbeiter aus dem Fokus. Achten Sie darauf, diese immer wieder für dieses Thema zu sensibilisieren. Darüber hinaus sollten auch Führungskräfte es sich erlauben, Pausen zu machen, sich abzugrenzen, sowie ihre eigenen Gefühle zu akzeptieren.
Die Experten: BEM-Beauftragte
Seit dem 1. Mai 2004 sind alle Unternehmen in Deutschland gehalten, ein Betriebliches Eingliederungsmanagement sicherzustellen. So sollen gemeinsam mit langfristig erkrankten Mitarbeitern Lösungen gefunden werden, damit diese möglichst schnell wieder an ihre Arbeitsstelle zurückkehren können. Doch beim BEM geht es nicht nur um Rehabilitation und Erhalt der Arbeitsleistung. Dieses Instrument kann ebenso genutzt werden, um schon im Vorfeld geeignete Maßnahmen zu ergreifen, damit Mitarbeiter gar nicht erst erkranken. Der BEM-Beauftragte ist insofern ebenfalls ein guter Ansprechpartner, wenn Arbeitnehmer merken, dass sie zunehmend unter Anspannung leiden. Er kann dafür sorgen, dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden.
FAQ
Wie schütze ich meine Mitarbeiter?
Wem das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter am Herzen liegt, der sollte ihnen wertschätzend gegenüber treten. Dazu zählen ein offenes Ohr in Bezug auf deren Sorgen, Ängste und Gedanken. Bleiben Sie flexibel und versuchen Sie, ein positives Arbeitsklima zu schaffen.
Wie beuge ich einem Burnout bei meinen Mitarbeitern vor?
Um einem Burnout vorzubeugen, ist eine gute Stressprävention entscheidend. Mitarbeiter, die Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf ihre Aufgaben und auch die Einteilung ihrer Arbeit haben, fühlen sich weniger „ausgeliefert“. Eine gute Kommunikationskultur ist ebenfalls von großer Bedeutung.
Wie schützen sich Führungskräfte in Krisen?
Auch für Führungskräfte gilt: Auszeiten müssen sein. Denn nur wenn man auch mal abschaltet, kann man wieder genügend Energie tanken, um leistungsbereit zu bleiben. Ein Info-Detox ist meist ein zentrales Element; niemand muss permanent erreichbar sein. Beachten Sie Ihre eigenen Grenzen.