Das Gruppeninterview: Best Practice Tipps für Recruiter

Als Gruppeninterview wird ein Jobinterview bezeichnet, zu dem mehrere Talente eingeladen werden. Sie lösen gemeinsam Aufgaben oder diskutieren miteinander. Was steckt dahinter? Das erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist ein Gruppeninterview? Eine Definition.

Klassisch nimmt an einem Vorstellungsgespräch ein überschaubarer Personenkreis teil: Der oder die zuständige RecruiterIn, der oder die BewerberIn und eine Führungskraft. Doch ab und an laden Unternehmen auch mehrere Bewerbende zu einem gemeinsamen Gruppeninterview ein.

Meist geht es darum, gemeinsam eine Aufgabe zu lösen oder eine Diskussion in der Gruppe zu führen. Diese muss nicht unbedingt zu einem bestimmten Ergebnis führen. Der Sinn dahinter ist ein anderer: Während Bewerbende miteinander interagieren, erleben Personalsuchende hautnah, wie diese zum Beispiel an bestimmte Problemstellungen herangehen oder wie sie mit Konflikten umgehen.

Es gibt noch weitere Soft Skills, die im Gruppeninterview erlebbar werden:

• Kommunikationstalent
• Teamfähigkeit
• Lösungsorientierung
• Führungsqualitäten
• Selbstbewusstsein

Woher stammt das Gruppeninterview?

Eigentlich stammt das Gruppeninterview aus der angewandten Marktforschung und wird auch in der Kommunikationsforschung eingesetzt. In den letzten Jahren hat es aber auch verstärkt Eingang ins Recruiting gefunden. Denn in der Arbeitswelt kommt es immer stärker auf eine optimale Interaktion zwischen Arbeitnehmenden an.

Und im Gruppeninterview zeigt sich sehr gut, wie stark diese Fähigkeit bei Bewerbenden ausgeprägt ist. Daher kommt es insbesondere in Bereichen zum Einsatz, in denen es um besondere kommunikative Fähigkeiten geht, um einen guten Draht zu Kunden oder um das Erledigen von Projektarbeit im Team.

Der klassische Ablauf eines Gruppeninterviews

Der Ablauf eines Gruppeninterviews folgt meist einem bestimmten Schema:

• Phase 1: Talente erhalten zunächst Informationen über das Unternehmen.
• Phase 2: Danach stellt sich jeder Bewerber und jede Bewerberin in ein paar Sätzen vor.
• Phase 3: Der Interviewer oder die Interviewer starten die Gruppenarbeitsphase.
• Phase 4: Danach kommt die Verabschiedungsphase.

Elemente eines Gruppeninterviews

Viele Gruppeninterviews beinhalten abwechslungsreiche Elemente. Diese stellen wir Ihnen nachfolgend vor.

#1 Unternehmensquiz

Denkbar ist zum Beispiel ein Unternehmensquiz, bei dem Fragen zum Produktportfolio oder der Unternehmensgeschichte gestellt werden.

• Was ist zum Beispiel das Flagship-Produkt des Unternehmens?
• Wie haben sich die Unternehmensgründer kennengelernt?

Wer zuerst antwortet, bekommt einen Punkt. Die Antworten auf diese Fragen sollten auf der Karrierehomepage zu finden sein. So stellen Recruiter direkt fest, wer sich im Vorfeld mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hat, bei dem er oder sie sich bewirbt.

#2 Gruppendiskussion

Ein weiterer Bestandteil kann eine Gruppendiskussion sein. Diese läuft wie folgt ab. Sie beschreiben ein bestimmtes Szenario. Zum Beispiel: „Ein wichtiger langjähriger Kunde beschwert sich über eine misslungene Serviceleistung und will einen bestehenden Dienstleistervertrag kündigen. Wie kann dieser dazu bewegt werden, von diesem Schritt abzusehen?“

Nun setzen sich die Teilnehmenden gemeinsam mit dieser Fragestellung auseinander. Bei der sich daraus entwickelnden Diskussionen können Sie sehr schön erkennen, wie sich Talente beim Lösen von Problemen verhalten.

• Wer wahrt den kühlen Kopf?
• Wer wird nervös und verzettelt sich?
• Wer übernimmt den Teamlead?
• Wer ist eher zurückhaltend?

So lassen sich wertvolle Rückschlüsse auf den jeweiligen Charakter ziehen.

#3 Stresssituationen

In manchen Gruppeninterviews werden Bewerbende außerdem bewusst in Stresssituationen gebracht. Und zwar, indem die Interviewer versuchen, Teilnehmende durch viele Fragen oder abrupte Unterbrechungen zu irritieren. Auch hier zeigt sich:

• Kann das Talent mit Stress umgehen?
• Wie reagiert es auf ein steigendes Stresslevel in der Gruppe?

Allerdings ist es fraglich, ob es zu einem wertschätzenden Verhalten eines Unternehmens zählt, wenn dieses Bewerbende unter Druck setzt. Wir empfehlen eher: Finger weg!

Fazit

In Gruppeninterviews haben Sie als Arbeitgeber eine gute Möglichkeit, die zwischenmenschlichen Fähigkeiten von Talenten zu testen und sich einen Eindruck zu verschaffen, wie diese im Alltag mit unterschiedlichen Situationen umgehen. Allerdings sollten Sie sich darüber bewusst sein, dass sich Talente in einem Gruppeninterview von vornherein in einer Ausnahmesituation befinden. Sie sind nervös. Immerhin geht es für sie um eine sehr emotionale Angelegenheit: Den nächsten Job.

Daher sollten Sie nicht jedes Verhalten, das Ihnen in dem Gruppeninterview auffällt, zu extrem auf die Goldwaage legen. Aber dennoch erhalten Sie einen ersten Eindruck: Wer ist zum Beispiel eher Einzelkämpfer, wer eher Teamplayer?

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