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Mayra Engelbart

Bewerbungsessen: Das Erfolgsrezept für besonders aufschlussreiche Vorstellungsgespräche

Inhalt

Business-Lunch als Vorstellungsgespräch?

Bauchgefühl täuscht nicht

Auch Sie sind gefordert

Darauf sollten Sie achten

Das eigentliche Bewerbungsgespräch

Fazit

 

Soft Skills gewinnen zunehmend an Bedeutung in der heutigen Arbeitswelt. Eine Verabredung zum Lunch statt eines normalen Vorstellungsgesprächs ist hier eine echte Option – wenn man weiß, wie man es am besten für sich nutzt. Diese Punkte sollten Sie unbedingt im Blick behalten.

 

Standardisierte Bewerberinterviews galten lange Zeit als das Nonplusultra in Sachen Vorstellungsgespräche. Immerhin lassen sich anhand eines vorher festgelegten Fragenkataloges am besten die Antworten und Reaktionen von Bewerbern vergleichen. Weniger gut können jedoch die heutzutage immer entscheidender werdenden Soft Skills in so einem meist recht „sterilen“ Ambiente beurteilt werden. Aber die sind es meistens, auf die es hinterher ankommt.

 

Business-Lunch als Vorstellungsgespräch?

Viele hochklassige Manager schwören deshalb inzwischen auf das sogenannte Bewerbungsessen – also einen Business-Lunch als Vorstellungsgespräch. Insbesondere wenn es um die Auswahl von Führungskräften geht, kann eine Einladung zum gemeinsamen Essen eine gute Option sein – und das nicht nur wegen der Möglichkeiten für ein besonders gutes Employer Branding. Immerhin erlebt man Bewerber hier gewissermaßen in „freier Wildbahn“ und in einem sozialen Kontext, sodass man sich hier ein ziemlich gutes Bild über ihre sozialen Kompetenzen machen kann.

 

Deshalb setzen beispielsweise hochrangige Manager das Bewerbungsessen ganz gezielt ein. Charles Schwab etwa, der Gründer des gleichnamigen US-amerikanischen Finanzunternehmen, lädt potenzielle Kandidaten  bevorzugt zum gemeinsamen Frühstück ein. Er testet hier vor allem Charakter sowie die Frustrationstoleranz, indem er den Restaurantchef bittet, die Bestellung des Bewerbers – absichtlich – durcheinander zu bringen. Michael O’Neill von BMI Music dagegen überlässt den Kandidaten die Auswahl des Treffpunktes. Und das lässt ebenfalls tief blicken.

 

Bauchgefühl täuscht nicht

Insbesondere kleinere Unternehmen und von Agenturen wird das Bewerbungsessen bereits häufiger zur Personalauswahl genutzt, was von HR-Experten lange Zeit eher belächelt wurde. 

 

Tatsächlich belegen inzwischen auch neuere Studien, dass unser Bauchgefühl bei der Einschätzung von möglichen neuen Mitarbeitern ähnlich gut funktioniert wie Fragenkataloge bei einem standardisierten Interview.  Gerade wenn Sie eine Position zu besetzen haben, bei der Kontakt zu Kunden beispielsweise ein wesentlicher Part ist, stellt eine Einladung zum Lunch eine gute Option dar.

 

Auch Sie sind gefordert

Die gute Vorbereitung auch von Arbeitgeberseite aus ist essentiell wichtig. Immerhin ist diese Situation für Sie ebenfalls ein Prüfstein. Hier insbesondere in Bezug auf Ihre persönlichen Soft Skills und das Employer-Branding-Konzept Ihrer Unternehmung. Haben Sie eine geeignete Strategie parat, um sich dem Bewerber gegenüber als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren, der sich von der Konkurrenz erkennbar abhebt.

 

Während das Internet vor lauter guten Tipps für Bewerber geradezu wimmelt, die zu einem gemeinsamen Essen eingeladen werden, herrscht auf Unternehmensseite häufig große Unsicherheit. Was sollte man beachten, wenn man ein gemeinsames Essen nutzen will, um sich ein Bild über potenzielle Kandidaten für eine vakante Stelle zu machen? 

 

 

 

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Darauf sollten Sie achten

In der Regel geht dem eigentlichen Bewerbungsessen eines der üblichen Vorstellungsgespräche mit standardisiertem Interview voraus. Beide Parteien haben also bereits einen ersten, groben Eindruck voneinander gewonnen und die wesentlichen Punkte „abgeklopft“. Nun soll der Eindruck in einem weniger formellen Rahmen weiter vertieft und abgerundet werden. Wesentliche Kriterien sind dabei: Wie steht es um die Sozialkompetenz des Bewerbers oder der Bewerberin? Wie agiert derjenige in gesellschaftlichen Situationen? Wie wird er oder sie voraussichtlich künftig mit Kunden umgehen?

 

Das Wo: Auswahl des Treffpunktes

Entscheidend für ein optimales Bewerbungsessen ist natürlich der Ort. Überlegen Sie vorher daher genau, welches Lokal sich hierfür eignet. Wesentliche Kriterien, die Sie bei der Auswahl im Hinterkopf haben sollten, sind:

 

 

      • Erlaubt die dortige Geräuschkulisse ein einigermaßen ungestörtes Gespräch in normaler Lautstärke?
      • Ist das Restaurant geeignet, um Ihr Unternehmen angemessen zu verkörpern?

 

 

Es ist sowohl für Sie als auch den Bewerber anstrengend, wenn es in dem Lokal sehr laut zugeht. Große, hallenartige Räumlichkeiten sind meist ungeeignet. Gut ist es dagegen, wenn etwas kleinere Nischen vorhanden sind.

 

Die Frage, welches Restaurant gut zum eigenen Unternehmen passt, ist ebenfalls von großer Bedeutung. Hier ist Fingerspitzengefühl angesagt! Ein Imbiss in einer Frittenbude ist natürlich wunderbar unkompliziert, aber verkörpert vermutlich nicht den Anspruch, den Sie haben. Aber auch ein Edel-Restaurant mit Fine Dining und Co. schießt höchstwahrscheinlich am Ziel vorbei. Insofern gilt: Sollten Sie das Lokal nicht bereits kennen, lohnt sich im Vorfeld ein Abstecher hierher.

 

Kleidung: Turnschuh oder Lackschuh?

Wie zieht man sich als Arbeitgeber oder dessen Repräsentant bei einem Bewerbungsessen am besten an? Bedenken Sie, dass Sie für den Bewerber das Unternehmen darstellen. Für ein gutes Employer Branding ist ein entsprechender Auftritt entscheidend. Meist ist ein normales Business-Outfit am besten geeignet. Zu leger daherzukommen, könnte dem Bewerber eine zu geringe Wertschätzung signalisieren. Topmoderne Outfits schrecken meist auch eher ab.

 

Der Termin: Wann eintreffen?

Optimalerweise sind Sie bereits ein wenig vor dem vereinbarten Termin im Restaurant und erwarten Ihren Gast dort schon. Dies signalisierte Wertschätzung, immerhin haben Sie sich offensichtlich hierfür Zeit genommen. Darüber hinaus muss der Bewerber so nicht mutterseelenallein im Tisch sitzen und hier nervös das Kommende abwarten. 

 

Natürlich kann es aufgrund von Terminverschiebungen oder der Verkehrsdichte auch mal zu einer Verspätung kommen. Falls möglich, sollten Sie Ihren Gast hierüber informieren und ihn um etwas Geduld bitten. Ansonsten sollte man sich für das Zuspätkommen bei ihm entschuldigen. So signalisieren Sie, dass derjenige Ihnen wichtig ist bzw. dieses Gespräch.

 

Begrüßung und Small Talk

Nach dem Willkommen und gegebenenfalls einer kurzen Vorstellung, sollten Sie das Eis brechen. Beginnen Sie das gemeinsame Gespräch, indem Sie etwas Small Talk machen. Fragen wie „Haben Sie gut hergefunden?“ und Ähnliches lockert die Atmosphäre sofort deutlich auf. Der Bewerber kommt ins Reden, ohne sich auf anspruchsvolle Fragen konzentrieren zu müssen, und wird dadurch lockerer. 

 

Freundliches, höfliches Interesse von Ihrer Seite aus ist wiederum ein wichtiges Zeichen von Wertschätzung. Idealerweise schaffen Sie es, eine konstruktive, motivierende Gesprächsatmosphäre zu etablieren.

Zum Wohl! Bestellung und Getränke

Natürlich gehören zum Bewerbungsessen auch Essen und Getränke – und das ist ein ganz wichtiger Prüfstein. Überlassen Sie Ihrem Kandidaten die Wahl, denn wofür er sich entscheidet, kann interessante Rückschlüsse ermöglichen. Wählt er etwas sehr Günstiges, neigt er möglicherweise auch beruflich und menschlich dazu, eher etwas unter dem Radar zu fliegen. Fällt die Wahl dagegen auf das kostspieligste Gericht, haben Sie es vielleicht mit jemandem zu tun, der zu etwas „großspurigen” Verhalten neigt. 

 

Fragen Sie sich hier: Passt das Verhalten zu Ihrem Unternehmen? Sind Sie eher bodenständig, so könnte ein besonders experimentierfreudiger Esser vielleicht nicht ganz so gut mit den Unternehmenswerten klarkommen. Hier heißt es dann weiter nachfragen und beobachten. Untermauern Sie Ihren Eindruck vom Kandidaten mit weiteren Daten.

 

Hochinteressant ist des Weiteren der Umgang des Bewerbers mit dem Servicepersonal. Hat der Kandidat viele Sonderwünsche? Ist er sehr fordernd oder womöglich schroff? Ist er im Gespräch mit dem Service wertschätzend? Das lässt tief blicken, denn höchstwahrscheinlich wird dieser Kandidat auch mit Mitarbeitern oder Untergebenen ähnlich umgehen. Passt sein Verhalten zu Ihrer Unternehmenskultur? Achten Sie deshalb auch darauf, wie Sie mit dem Personal umgehen.

 

Sollte der Bewerber von sich aus Alkohol bestellen, ist das eher ein Minuspunkt. Anders sieht es aus, wenn Sie etwa eine Flasche Wein zum Essen bestellen. Dann ein Glas mitzutrinken, ist in Ordnung. Mehr sollte es aber nicht sein. Respektieren Sie ein Ablehnen aber unbedingt und haken Sie nicht zu sehr nach. Mit ein paar Knigge-Tipps kann man auch die eigenen guten Manieren kurzfristig „aufpolieren“.

 

 

Das eigentliche Bewerbungsgespräch

Nun ist es Zeit für das eigentliche Bewerbungsgespräch, wobei das wiederum zweigleisig angelegt ist. In diesem Kontext ist das Abarbeiten eines Fragenkatalogs eher wenig geeignet. Zumal die Basis ja vermutlich bereits in einem vorherigen Interview-Gespräch gelegt wurde und es sich bei dem offenen Bewerbungsessen letztlich um eine eigene Interviewtechnik handelt. 

 

Gut ist es, wenn Sie sich vorher bereits überlegt haben, welche Punkte Sie gerne noch weiter vertiefen würden. Nutzen Sie die persönliche Atmosphäre beim Essen, um dem Kandidaten weitere Details zu entlocken und mit ihm Strategien und Pläne zu besprechen.

 

Greifen Sie dafür am besten auf die beliebten W-Fragen zurück. Bei den sogenannten offenen Fragen muss Ihr Gegenüber ins Reden kommen. Eine Ja- oder Nein-Antwort ist nicht möglich. Nicht umsonst nutzen Journalisten die W-Fragen standardmäßig in Interviews. 

 

Auch die berühmten Stressfragen sind hier möglich, um dem Bewerber ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Wie reagiert der Kandidat in Situationen, in denen etwas Druck auf ihn oder sie ausgeübt wird? Hieraus lässt sich ein Eindruck gewinnen, wie derjenige in stressigen Momenten im Job höchstwahrscheinlich reagiert.

 

Wenn Sie dabei beide essen: Passiert Ihrem Gegenüber ein Faux-Pas oder schafft der Bewerber es, sich à la Knigge gut zu präsentieren? Dies ist eine entscheidende Info, wenn es um eine Position geht, bei der viel Kundenkontakt erforderlich ist.

 

Zahlen, bitte!

Nach dem Gespräch steht das Bezahlen an – hier sind ganz klar Sie gefordert. Denn wer zum Bewerbungsgespräch einlädt, der trägt die Kosten. Sollte der Service die Rechnung versehentlich dem Kandidaten hinlegen, so treten Sie bitte höflich in Aktion und nehmen Sie diese an sich. 

 

Verabschiedung

Geschafft! Das Lunch-Gespräch mit dem Bewerber ist gut gelaufen und Sie haben eine Menge weitere Infos über ihn bekommen – im Gegenzug auch er über Sie und Ihr Unternehmen. Bedanken Sie sich für das Gespräch und geben Sie dem Kandidaten einen Hinweis, wie und wann er mit einer Rückmeldung von Ihnen rechnen kann. Und bitte: Halten Sie die Absprachen ein. 

 

 

Fazit

Selbst wenn dieser Bewerber die Stelle nicht bekommen sollte, so wird er sich dennoch positiv an das Gespräch und an Ihr Unternehmen erinnern aufgrund der angenehmen Erfahrung. Und diese gute Meinung wird er auch mit anderen Leuten teilen – so machen Sie aus einem Bewerbungsessen in jedem Fall einen Erfolg.



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