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Nachgefragt: Wie sieht die Zukunft des Recruiting aus, Herr Brickwedde?

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Recruiting-Apps sollen es jungen Nutzern einfach wie möglich machen, einen neuen Job zu finden und den Bewerbungsprozess zu beschleunigen. Einige der Anwendungen imitieren das Wisch&Weg-Prinzip der Dating App Tinder: Ein Wisch nach links und der Job landet auf der Merkliste, einer nach rechts und das Angebot wird gelöscht. Wir haben bei Wolfgang Brickwedde, Director des Instituts for Competitive Recruiting, nachgefragt, was die Anwendungen taugen…


 

“HR-Dating Apps” werden stark kritisiert: Im Gegensatz zu Portalen wie LinkedIn und Xing, die das Hochladen von ausführlichen Lebensläufen ermöglichen, gibt es bei den Apps vor allem ein großes Foto der Kandidaten zu bestaunen. Auf diese Weise wird leicht der Eindruck vermittelt, dass Aussehen vor Fachkompetenz geht, mahnen Gegner und raten, beim Recruiting  konventionelleren Methoden wie Stellenanzeigen schalten und über Multiposting zu streuen, treu zu bleiben. Aber wie könnte sich der Markt entwickeln, wenn beispielsweise Player wie Xing mitmischen? Wolfgang Brickwedde, Director des Instituts for Competitive Recruiting, jedenfalls meint, die Zukunft der Rekrutierung könnte spannend werden.

 

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Nachgefragt: Herr Brickwedde, welche Apps fürs Recruiting gibt es?

Recruiting Apps gibt es für zwei primäre Zielgruppen: Bewerber und Recruiter. Bei Recruitern geht die Spanne von einfachen Hilfen zum “auf-dem-Laufenden-bleiben”, etwa mit “Recruiting News Feed”, bis hin zu cleveren Unterstützungstools, die für Active Sourcer aus Schlüsselwörtern oder Suchbegriffen Boolesche Suchketten bauen, diese auf Suchmaschinen loslassen und mit Profilen von potentiellen Kandidaten zurückkommen, wie das etwa Talent Xray möglich macht. Auch Videointerviews oder Terminvereinbarungen mit Bewerbern sind mit Apps wie Hireview oder Tungle möglich.

Nachgefragt: Welche Apps sind für Bewerber spannend?

Auf der Bewerberseite wird eher das Matching-Thema, zum Beispiel mit  Truffls oder Selfiejobs aufgegriffen nach dem Motto “Finde Deinen Job kinderleicht”. Bei einigen wird nach Zustimmung auf die bestehenden Social Media Profile zugegriffen, bei anderen muss man sein Profil anhand von einigen Fragen selber erstellen. Wie durch “ein Wunder” wird dann auf Basis eines Algorithmus gematcht, ob man zum Unternehmen oder zum Job passt. Hier besteht natürlich das Garbage-in-Garbage-out Problem. Wenn das Xing Profil z.B. nicht ordentlich ausgefüllt ist, wie soll man dann gematcht werden. Wenn nur eine Art Persönlichkeitsprofil ausgefüllt wird, wie sieht es dann mit den Fachkenntnissen aus? Fragen über Fragen…

 

Nachgefragt: Sie sprechen außerdem von einem “Zwei Fronten”-Problem bestimmter Apps. Was meinen Sie damit?

Viele Recruiting Apps wie Truffls oder Selfiejobs bieten eine tolle einfach zu bedienende Funktionalität – meist ein Matching. Sie nutzen die Mobilaffinität der Zielgruppe der Nutzer. Es besteht aber oft das “Zwei-Fronten”-Problem: Sie benötigen viele Nutzer, damit sie für Arbeitgeber interessant sind und sehr viele Jobs, damit sie für die Nutzer auch Suchergebnisse mit einer entsprechenden Suchqualität liefern können. Ansonsten stehen sie vor dem Problem das XING bereits angegangen ist und LinkedIn noch vor sich hat: XING hatte 6000 bis 8000 Jobs und ca. 8,5 Mio Mitglieder. Diese sollten gematcht werden. Aufgrund der relativ geringen Menge an Jobs war die Such-bzw. Empfehlungsqualität gelinde gesagt stark verbesserungswürdig.

 

Dieses Problem werden viele Recruiting Apps auch haben. Jetzt hat Xing über den Kauf von Jobbörse.com eine Million Jobs, die mit den knapp  neun Millionen Mitgliedern gematcht werden können. Die Frage stellt sich also, wie lange die Recruiting-Apps benötigen, um ähnlich große Zahlen aufzubauen, oder ob ihnen unterwegs die Luft ausgeht. Sobald Xing oder Linkedin mit einer einigermaßen funktionierenden Matching-App  rauskommen, wird die Wettbewerbssituation spannend.

 

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Nachgefragt: Was müssen Nutzer beachten? Wie halten es die Hersteller mit dem Datenschutz?

Solange die Recruiting Apps aus Deutschland kommen, sieht es für den Datenschutz meist relativ gut aus.  Kommen die Apps etwa aus den USA  würde ich vor Nutzung – insbesondere als Arbeitgeber – mir die rechtliche Seite genau anschauen. Einen Datenschutz-Shitstorm können sich die wenigsten Arbeitgeber leisten. (Bild: nenetus / dollarphotoclub)

 

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ZUR PERSON

Wolfgang Brickwedde ist Leiter des Institute for Competitive Recruiting in Heidelberg. Er zeigt, wie Unternehmen im „Kampf“ um Talente erfolgreich bleiben und mit der Zeit gehen. Brickwedde arbeitete bereits für Philips und SAP, wo er für die Personalbeschaffung, das Employer Branding und das Recruitment national und international verantwortlich war.

Brickwedde ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises Personalmarketing (QUEB). Von 2008 bis 2009 war er Vorstandsmitglied der HR Alliance.

Sein Expertenwissen in den Bereichen (Social Media) Recruitment, Employer Branding und Talent Management oder Candidate Experience ist in HR Fachkreisen stark gefragt.


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