© Nuthawut – stock.adobe.com
Blog / Trends / News & Studien / Studie: Frauen immer noch benachteiligt auf dem Arbeitsmarkt
Mayra Engelbart

Studie: Frauen immer noch benachteiligt auf dem Arbeitsmarkt

Inhalt

 


Trotz Gender-Sternchen und Co. – es herrscht weiter eine deutliche Geschlechterkluft auf dem Arbeitsplatz, die den beruflichen Aufstieg von Frauen behindert. Die aktuelle Studie des WSI spricht eine klare Sprache.


 

Auch wenn in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt worden sind, sieht es für Frauen auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor düster aus. Dies belegt eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Frauen sind nach wie vor benachteiligt auf dem Arbeitsmarkt – in vielerlei Hinsicht.

Erstellt wurde die Studie des WSI anlässlich des „Equal Pay Day“ am 7. März 2023 sowie des internationalen Frauentages am 8. März. Der Equal Pay Day markiert symbolisch den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen quasi unbezahlt arbeiten, wohingegen Männer für die gleiche Tätigkeit bereits seit dem 1. Januar Geld verdienen.

 

Die Arbeitsmarkt-Studie 2023 des WSI

Untersucht wurden von den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen hierfür 46 Branchen. Basis waren die neuesten Daten des Statistischen Bundesamts und der Bundesagentur für Arbeit, die aus den Jahren 2021 und 2022 stammen. Das Bild, das sich hieraus ergibt, ist eindeutig: Frauen sind weiterhin auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt.

Laut der Forschenden bekommen sie noch immer niedrigere Gehälter, haben weniger Karrierechancen und sehen sich zudem noch mit tief verwurzelten Geschlechterstereotypen konfrontiert.

 

Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Stellenanzeige und sparen bis zu 70% gegenüber dem Listenpreis
Zu unseren Multiposting-Angeboten

 

2023: Weiter Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt

Laut der WSI-Studie verdienen Frauen in 45 von 46 Branchen weniger als ihre männlichen Kollegen. Der „Equal Pay Gap“ lässt sich sogar beziffern: Während Männer pro Stunde im Durchschnitt 24,36 brutto in der Lohntüte haben, gehen Frauen mit rund 18 % weniger nach Hause – mit gerade einmal 20,05 Euro brutto.

Dabei ist die Lohndifferenz abhängig von den jeweiligen Branchen. Im Personen- und Güterverkehr klafft die Lohn-Schere lediglich 4 % auseinander, im Gesundheitswesen sind es dagegen 30 %. Spitzenreiter in Sachen Benachteiligung beim Gehalt ist ausgerechnet die Branche Rechts- und Steuerberatung; hier verdienen Männer sogar 32 % mehr.

Lediglich bei den Postdiensten haben die Frauen die Nase vorn und bekommen 2 % mehr Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Da hier der Stundenlohn traditionell niedriger liegt, sind es unter dem Strich im Durchschnitt 33 Cent mehr pro Stunde.

 

Mehr Chefsessel für Frauen? Fehlanzeige

In der Vergangenheit waren Frauen häufig unterrepräsentiert in Führungspositionen. Und die WSI-Studie aus 2023 zeigt, dass sie hieran trotz Quotenregelungen und freiwilligen Selbstverpflichtungen von Unternehmen bislang noch nicht viel geändert hat. Für Frauen ist es offenbar nach wie vor schwierig, in die männerdominierten Führungsebenen aufzusteigen – so sind sie in 26 von 34 Branchen seltener in leitenden Funktionen aktiv als die Herren der Schöpfung.

Besonders ausgeprägt ist diese Ungleichheit interessanterweise im Bereich Erziehung und Unterricht. Offenbar sind Frauen hier nach wie vor vor allem in lehrenden Positionen tätig, nur 28 % übernehmen Leitungsaufgaben. Bei den Männern sind es dagegen stattliche 50 %.

Nur im Personen- und Güterverkehr ist das Verhältnis der Geschlechter umgedreht, hier haben die Damen tendenziell „mehr zu sagen“ als die Herren.

 

Frauen 2023: Benachteiligung bei der Arbeitszeitverteilung

Weiterhin lässt sich durch die Datenanalyse der Forschenden belegen, dass Männer nach wie vor deutlich häufiger in Vollzeit tätig sind als ihre weiblichen Kolleginnen. Ihr Anteil ist dagegen bei den Minijobs größer – tatsächlich stellen sie hier sogar die Mehrzahl der Angestellten in diesem Beschäftigungsverhältnis.

Übernehmen die Männer in den Familien also nach wie vor die Rolle des „Ernährers“, während die Frauen diejenigen sind, die sich häufiger um Haushalt und Nachwuchs kümmern?

 

Noch immer: Typische Frauen- und Männerberufe

Eine wesentliche Rolle scheinen auf dem Arbeitsmarkt auch weiterhin Geschlechterstereotype und Rollenklischees zu spielen, sprich: Es gibt Bereiche, in denen vorwiegend Männer bzw. Frauen arbeiten. Laut der Studie sind Wirtschaft und vor allem die Industrie weiterhin absolute Männerdomänen.

Klar frauendominierte Branchen sind dagegen Erziehung und Unterricht (72 %) und das Sozialwesen (76 %). Der Berufsbereich für Frauen schlechthin scheint weiterhin das Gesundheitswesen zu sein, hier liegt der Frauenanteil bei stolzen 80 %.

Steigern Sie Ihre Interessentenquote bis zu 20% mit Research Plus!
Mehr Details zu Research Plus

 

Faktoren der Benachteiligung

Die WSI-Studie zeigt eindrücklich, dass wir von einer beruflichen Gleichbehandlung von Männern und Frauen noch ein deutliches Stück entfernt sind. Nach wie vor werden Frauen mit typischen Formen der Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert.

 

Gehaltsungleichheit

Die Gehaltsungleichheit von Männer und Frauen ist ein wesentlicher Kritikpunkt. Zahlreiche Studien haben bereits immer wieder aufgezeigt, dass Frauen durchschnittlicher weniger Geld für die gleiche Arbeit bekommen als Männer. Dieses „Gender Pay Gap“ ist in vielen Ländern zu beobachten und erweist sich nicht nur als hartnäckiges, sondern auch komplexes Problem. Gründe hierfür gibt es mehrere, so sind Frauen häufig in Berufen tätig, für die generell niedrigere Löhne gezahlt werden. Des Weiteren haben sie auch in Gehaltsverhandlungen einen schwereren Stand als ihre männlichen Kollegen bzw. haben deutlich mehr Hemmungen, ihre Erfolge darzulegen und ein angemessenes Gehalt zu fordern. Auch die Tatsache, dass Frauen seltener in Führungspositionen aktiv sind, schlägt sich in der Gehaltsungleichheit nieder.

 

Geringere Karrierechancen

Für Frauen ist es nach wie vor deutlich schwieriger, die Karriereleiter nach oben zu klettern. Wie nicht nur die WSI-Studie, sondern auch zahlreiche weitere belegen, sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert in Vorstandsetagen sowie in leitenden Funktionen in den Unternehmen. Ursache dafür sind traditionelle Vorurteile, etwa dass Frauen weniger motiviert und ehrgeizig seien. Außerdem herrscht nach wie vor das Stereotyp, sie seien ungeeignet für die Übernahme von Verantwortung in Betrieben. Schließlich würden sie früher oder später doch die Familie vorziehen und den Beruf hintenanstellen.

 

Mutterschaft und Familie

Beruf und Familie zu vereinbaren stellt sich für Frauen im Regelfall noch immer wie die Quadratur des berühmten Kreises dar. Der Gedanke, dass Frauen früher oder später doch wegen Mutterschaft eine berufliche Pause einlegen werden, führt oft genug dazu, dass sie geringere Karrierechancen haben. Stattdessen wird lieber in die Entwicklung eines vermeintlich ehrgeizigeren und zeitlich präsenteren Mannes investiert. Da Positionen mit mehr Verantwortung in der Regel auch deutlich zeitintensiver sind, wird davon ausgegangen, dass Frauen der Familie zuliebe keine Überstunden machen wollen und können. Ihnen wird somit geringeres Engagement zugeschrieben.
Aber auch sonst stehen viele Frauen vor der Entscheidung: Karriere oder Familie. Kinder zu bekommen ist für sie meist der Startpunkt für berufliche Kompromisse oder sogar Rückschritte, da sich Kinder und Job häufig nur schwer vereinbaren lassen.

 

Geschlechterstereotype

Generelle Vorurteile über Frauen im Beruf spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle bei deren Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt. So werden Frauen generell mangelnde Führungsfähigkeit und eine geringere emotionale Stabilität nachgesagt. Ihnen wird aber nicht nur Technikverständnis abgesprochen, sondern ebenso auch Rationalität und Sachlichkeit. Insofern ist das Vorurteil noch immer in vielen Köpfen festzementiert, dass es gewisse Berufsfelder oder Positionen gibt, die typisch männlich oder typisch weiblich sind. Und hier heißt es dann ganz klar: Schuster bleib bei deinen Leisten! Die Hürden für den Berufseinstieg in vermeintliche Männerdomänen wie Technologie- oder Ingenieursberufe sind für Frauen sehr hoch, ebenso wie die Akzeptanz während der Tätigkeit.

 

Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt: Fazit

Wieder einmal belegt eine neue Studie, dass das Thema Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt weiter brandaktuell ist. Noch immer werden Frauen diskriminiert schlicht aufgrund ihres Geschlechtes. Teilweise erfolgt dies aber so subtil oder die Diskriminierung ist schon so selbstverständlich in den Köpfen, dass es einem kaum bewusst ist. Doch umso wichtiger ist es, dieses komplexe und vielschichtige Problem aufzubrechen. Nicht zuletzt angesichts des großen und andauernden Fachkräftemangels erscheint es sinnlos, vorhandene Potenziale brachliegen zu lassen – durch Vorurteile und eigentlich längst überholte Geschlechterstereotype.

Um einen Arbeitsmarkt zu schaffen, auf dem Männer und Frauchen die gleichen Chancen und Optionen haben, ist gesamtgesellschaftliches Engagement nötig. Es liegt nicht nur an den Unternehmen, endlich umzudenken und neue, nicht zuletzt auch für sie vorteilhaftere Wege zu gehen. Auch die Politik sowie die Gesamtgesellschaft stehen vor der Aufgabe, Ungerechtigkeiten aufgrund des Geschlechts aus der Welt zu schaffen. Eine gerechtere Zukunft auf dem Arbeitsmarkt kann nur verwirklicht werden, wenn die Gleichstellung der Geschlechter auch auf dem Arbeitsmarkt verwirklicht wird.

 

FAQ

Was ist der Gender Pay Gap?

Das Gender Pay Gap ist die durchschnittliche Summe, die Frauen nach wie vor weniger verdienen als Männer in der gleichen Position.

Gibt es Branchen, in denen Frauen überwiegen?

Nach wie vor gelten gewisse Bereiche als typische Männer- bzw. Frauenberufe. So sind Frauen beispielsweise stark im Gesundheitswesen und in sozialen Berufen vertreten, wohingegen der Männeranteil im Technologie- und Ingenieursbereich überwiegt. Hier spielen allerdings Geschlechterstereotype und Vorurteile eine wesentliche Rolle, weniger die tatsächlichen Fähigkeiten und Begabungen.

Welche Gründe gibt es für die Benachteiligung?

Frauen werden auf dem Arbeitsmarkt häufig benachteiligt, weil sie als emotional weniger stabil gelten sowie ihnen Führungsfähigkeiten abgesprochen werden. Des Weiteren ist die Option der Mutterschaft und Familiengründung häufig ein Grund dafür, weshalb Frauen innerbetrieblich weniger gefördert werden und geringere Aufstiegschancen bekommen.

 

Sie sind an weiteren Studien interessiert? Dann klicken Sie hier.

FAQ

Was ist der Gender Pay Gap?

Das Gender Pay Gap ist die durchschnittliche Summe, die Frauen nach wie vor weniger verdienen als Männer in der gleichen Position.

Nach wie vor gelten gewisse Bereiche als typische Männer- bzw. Frauenberufe. So sind Frauen beispielsweise stark im Gesundheitswesen und in sozialen Berufen vertreten, wohingegen der Männeranteil im Technologie- und Ingenieursbereich überwiegt. Hier spielen allerdings Geschlechterstereotype und Vorurteile eine wesentliche Rolle, weniger die tatsächlichen Fähigkeiten und Begabungen.

Frauen werden auf dem Arbeitsmarkt häufig benachteiligt, weil sie als emotional weniger stabil gelten sowie ihnen Führungsfähigkeiten abgesprochen werden. Des Weiteren ist die Option der Mutterschaft und Familiengründung häufig ein Grund dafür, weshalb Frauen innerbetrieblich weniger gefördert werden und geringere Aufstiegschancen bekommen.

Sie haben weitere Fragen?

Kontaktieren Sie uns einfach telefonisch oder per E-Mail.

Zum Kontaktformular

Schalten Sie Ihre Stellenanzeigen auf über 1.500 Jobbörsen — Einfach, schnell und bis zu 70% günstiger!
Zum Angebot

Sie wollen Ihr HR-Wissen ausbauen? In unserer Academy finden Sie eBooks und Downloads zu allen relevanten Recruiting-Themen!
Zur Academy